Ich habe trotz angebotener, einfacher "Lösungen" zum Thema Türscharniere" mal schnell eine ebenfalls einfache Anleitung zum Thema "ausgeschlagene Türscharniere" verfasst. Mir liegt die rohe Gewalt nicht so, deshalb habe ich es "ordentlich" gemacht.
Grüße von Haus zu Haus/aus Franken nach Sonstwohin
vom Achimog
Meine Anleitung:
Ich habe die Scharniere der Fahrertür gewechselt und ein bisschen dabei fotografiert. Das Türblatt hat sich ~2 cm auf und ab bewegen lassen und bei Schließen schrie das Mechanikerherz. Das alles dauert maximal etwa eine Stunde mit alles und scharf, wenn man das Werkzeug und alle Materialien beieinander hat.
Die Bolzen der Scharniere sind grundsätzlich mit dem Teil das an der Türe festgeschraubt ist, drehbar aber unlösbar verbunden. Man kann die Türe mithilfe eines 45er Torxschlüssels abschrauben. Dazu müssen aber das Fangband und der Elektrostecker im A-Holm auch gelöst werden.
Beim B4 ist der Bolzen mit dem Scharnierteil am A-Holm verpresst, sodass er sich nicht einfach aushängen lässt. Er muss also mit leichter Gewaltanwendung zur Aufgabe gezwungen werden.
Das neue Scharnier wird mit einer spitzen Inbus-Madenschraube M6 gesichert. Die bekommt man im gut sortierten Fachhandel oder bei VW.
Ich bin folgendermaßen vorgegangen:
1. Rangierwagenheber (Klotz oder Bierkasten, o.Ä.) zum Abstützen der Türe nach dem Lösen suchen
2. Schraube des Fangbands lösen - oben 13 mm, unten 10 mm. Achtung da ist so ein kleines Blech dazwischen, das darf nicht verloren gehen
3. Elektrosteckverbindung durch Linksdrehen (1/2 Umdr.) der großen Vielkant-Mutter lösen und vorsichtig abziehen. Die Kotflügelkante mit ein oder zwei Lagen Klebeband schützen
4. Mit einem T45-Torx-Schlüssel die Türscharniere von der Türe lösen. Türe unten abstützen und vor allem festhalten. Eine 2. Person wäre gut, es geht aber auch alleine. Die Tür wiegt etwa 22 kg. Dann die Türe irgendwo auf einer weichen Unterlage abstellen
5. Den Elektrostecker im A-Holm am besten mit einem kleinen Lappen verstopfen, damit keine Bohrspähne hinein fallen
6. Die Türbolzen von unten mit einem Körner in der Mitte ankörnen
7. 6-8 mm tief von unten vorbohren mit 4 mm-Bohrer besser noch mit einem Zentrierbohrer
8. 6-8 mm tief von unten vorbohren mit 8 mm-Bohrer
9. 6-8 mm tief von unten bohren mit 10 mm-Bohrer
10. ansenken mit einem Bohrer >12 mm um dem verbreiterten unteren Ende des Bolzens die Materialstärke zu nehmen
11. mit einem 8-10 mm dicken Durchschlag und einem dicken Hammer (>400 g) den Bolzen von unten austreiben. Hierbei ist es sehr zweckmäßig, eine zweite Person einen Fäustel (1000 g) von oben auf das feste Scharnierteil drücken zu lassen, sonst verpufft die Schlagkraft im A-Holm-Blech
12. Wenn das lose Scharnierteil dann endlich draußen ist, wird das Gewindeloch für die Madenschraube in die dem Fahrgastraum zugewandten Fläche gebohrt
13. Wie oben, nach allen Regeln der Kunst, ankörnen, vorbohren mit 2 mm, fertig bohren 5 mm, leicht ansenken 1,5 mm
14. Gewinde schneiden mit M6 Gewindebohrer. Hier ist es egal ob ein einphasiger Maschinengewindebohrer oder ein dreiphasiger Gewindebohrersatz verwendet wird, weil das Bolzenauge genügen Auslauf für die Satzgewindebohrer bietet. Wichtig ist, sich vor Beginn der Arbeiten so ein Windeisen wie gezeigt, oder eine passende Gewindebohrerverlängerung zu kümmern, weil nicht genügend Platz für ein Windeisen direkt am Gewindebohrer ist. Anschließend das Gewinde entfetten (Bremsenreiniger/Waschbenzin)
15. Die Scharniere einsetzen, die Madenschrauben und das Schraubenloch mit Schraubensicherung (Loctite) benetzen und so fest wie möglich anziehen (ohne den Inbus abzubrechen
16. Die Türe wieder mit Hilfe des Klotzes/Bierkastens an ihrem Platz positionieren und leicht fest schrauben.
17. Das Fangband und den Elektrostecker wieder anbringen
18. Die Türe langsam schließen und sehen wie sie an der Außenfläche ungefähr zum Kotflügel und zur hinteren Türe liegt
19. durch mehrmaliges leichtes lösen, rucken und wieder anziehen der beiden Befestigungsschrauben die Türe einpassen, sodass die Spaltmaße, die Höhe und die Lage passen. Sie sollte nicht hinter dem Kotflügel herausstehen, weil es sonst ziemlich sicher unangenehme Windgeräusche geben wird. Ein Rangierwagenheber erleichtert diese Arbeit ein wenig
20. Den Schließpilz gegebenenfalls einstellen. Es könnte ja sein, dass der bereits der hängenden Türe angepasst worden war
21. freuen, dass es so einfach geklappt hat! :-))
vBulletin-Systemmitteilung